Erasmus+ geht in die dritte Runde

Den europäischen Austausch hinsichtlich neuer Unterrichtsmethoden und Impulse suchen Hendrik Schulz, Annika Huber, Hans Bergmann und Constanze Gräter, unterstützt werden sie durch den verantwortlichen Abteilungsleiter Dirk Hochstatter und den Schulleiter Thomas Eich (von links nach rechts).

Das Parler-Gymnasium freut sich auf das dritte Erasmus+ Projekt in vier Jahren. Diesmal stehen Menschenrechte im Mittelpunkt. Die Vorfreude ist groß bei den beteiligten Lehrern und Schülern. Mit Hilfe eines durch die Europäische Kommission finanzierten Erasmusprojekts wird das Parler-Gymnasium für zwei Jahre mit internationalen Partnern zusammenarbeiten. Das Thema könnte aktueller nicht sein: Das Parler-Gymnasium setzt seit langem mit „Schule ohne Rassismus“, „Komm Mit!“ (Ein Projekt, bei dem Schüler des Parlers Schülern mit fehlenden Deutschkenntnissen bei den Hausaufgaben und der Integration helfen) oder „Mobbingprävention“ gesellschaftspolitische Akzente.


Die Teilnehmer des Erasmus+ Projekts REMEMBER („Erinnern“) analysieren in einem ersten Schritt Personen, die Menschenrechtsverletzungen verhinderten oderdiese ausführten sowie deren Motive – im Guten wie im Bösen. Schüler der Klassenstufe 10 und der Kursstufe 1 durchforschen dafür Archive, Zeitungen und Quellen mit dem Ziel, die Komplexität des Widerstands oder die Brutalität der Verbrechen herauszuarbeiten. Abschließend soll die Frage diskutiert werden, ob sich solche Ereignisse heute wiederholen könnten. Jeder Schüler wird mithilfe der teilnehmenden Lehrer oder beispielsweise des Gmünder Stadtarchivars Dr. David Schnur eine solche Analyse anfertigen.

Das ist aber nur der Anfang. In einem weiteren Schritt werden die Ergebnisse in der Schule verbreitet und der Öffentlichkeit präsentiert. Das ist auch das Ziel von Erasmus+: Die Schule soll als Ganzes an dem Projekt teilnehmen und ihr Profil schärfen. Ähnlich gehen die Partner in Norwegen, Spanien, Polen, Belgien und Rumänien vor. Die richtige Arbeit beginnt dann beim Besuch vor Ort.

Jedes Land hat einen Schwerpunkt und die Beteiligten lernen die Kultur und Historie der Partner kennen und verstehen. Europäischer geht es fast nicht. Pandemiebedingt muss der direkte Austausch mit den europäischen Partnern verschoben werden. Doch das schreckt keinen ab. Neben dem verantwortlichen Abteilungsleiter Dirk Hochstatter haben sich viele Lehrer und Schüler dem Projekt angeschlossen.

Im Mittelpunkt stehen jedoch die Schüler. Bereits der erste Austausch 2017-2019 erwies sich als äußerst nachhaltig. Freundschaften entstanden und bestehen weiter. Wenn nicht mit und durch die Jugendlichen, wie soll Europa dann der Einigungsprozess zukünftig aussehen? Ein Ziel wird deshalb auch die Frage nach dem Status Quo der Menschenrechte hier in Deutschland beziehungsweise in Europa sein und wie die Union wieder enger zusammenrückt, um Probleme zu lösen. Dabei sind Experten wichtig, die den Schülern helfen. Das Parler hat unter anderem mit Herrn Oberbürgermeister Richard Arnold einen Referenten gefunden, der sich mit Migration und Integration bestens auskennt. Auch der Austausch mit Europaabgeordneten wird Teil der vom Parler-Gymnasium durchgeführten Woche mit dem Schwerpunkt „Menschenrechte: Heute – Gestern – Morgen“ sein. Ob Online oder in Straßburg ist dabei noch offen.

 

Erasmus+ ist ein Programm für Bildung, Jugend und Sport der Europäischen Union – und das Parler-Gymnasium wird an diesem Programm von der EU großzügig unterstützt. Das auf zwei Jahre ausgelegte Programm unter der Leitung von Abteilungsleiter Dirk Hochstatter soll Bildung, Berufsorientierung und internationalen Austausch fördern. Im Zentrum des neuen EU-Programms stehen Austauschprogramme innerhalb der EU für Lehrer und Schüler zu Lernzwecken und der transnationalen Zusammenarbeit. Besonders am Herzen liegt allen der Austausch mit den Partnern in Polen, Frankreich und Rumänien, welche das Projekt "Skills for Life and Career" ("Fertigkeiten fürs Leben und den Beruf") gemeinsam mit dem Parler-Gymnasium koordinieren. Die 18 Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 8 bis 10 erfahren in Workshops und regelmäßigen Vorbereitungstreffen mehr über Themen rund um Berufsorientierung (z.B. Bewerbungsgespräche), MINT-Förderung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), Roboter, Videobearbeitung, Förderung interkultureller Kompetenz, Teambuilding sowie Spracherwerb und Kommunikation – zwischen den teilnehmenden Teams der beteiligten 4 Länder wird Englisch gesprochen, eine wertvolle Ergänzung des bilingualen Profils am Parler.
Aktuell wird am Parler-Gymnasium an der Vorbereitung einer Videokonferenz aller teilnehmenden Länder-Teams mit technischer Unterstützung vom Erasmus-Team-Mitglied Henrik Schulz gearbeitet. Im Zentrum steht dabei insbesondere, von den anderen zu lernen und sich auszutauschen oder zu erkennen, dass andere vielleicht zusätzliche Antworten auf die Frage geben, wie Schule noch besser funktionieren kann bzw. erfolgreicher Schülerinnen und Schüler für die Zeit nach der Schule vorbereiten kann. "Skills for Life and Career" ist zutiefst europäisch, offen und macht Lust auf mehr Austausch mit unseren europäischen Freunden. Es wird das Parler nachhaltig prägen, denn sowohl das ganze Lehrerkollegium sowie Eltern, SMV und andere Schüler werden Teil dieses Projekts sein. Lea Weidmann aus der Klasse 8c ist eine der begeisterten Teilnehmer. "Ich liebe es, andere Länder kennenzulernen und Englisch zu sprechen." Und Delia Semaca, ebenfalls aus der 8c, sagt, dass sie sich "insbesondere für die Lebensweise der Menschen" interessiere. Schulleiter Thomas Eich betont immer wieder, dass Schule "mehr ist, als nur guter Unterricht." Der Blick über den Tellerrand sei enorm wichtig. So sehen es auch die Teilnehmer. Beides lässt sich vereinbaren und alle freuen sich auf dieses Experiment.

Parler-Gymnasium bekommt Erasmus+-Förderung

 

Das Parler-Gymnasium wird zukünftig in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) neue Akzente setzen und damit das schuleigene MINT-Konzept erweitern können. Um dieses Vorhaben zu verwirklichen, kann die Schule dank der Bewilligung eines Erasmus+-Projektes auf Fördergelder der EU zurückgreifen. Das Förderprogramm der EU unterstützt unter anderem Lehrkräfte, die Einblicke in neue Unterrichtsmethoden bekommen wollen, die es in dieser Form bei uns in Deutschland vielleicht (noch) nicht gibt. Da es der Europäischen Kommission als Initiatorin der Förderprogramme immer auch um eine Verbesserung der Beziehung zwischen den Europäern geht, dienen diese Fortbildungen sowohl dem inhaltlichen Austausch als auch der menschlichen Annäherung.

Projektteilnehmer Hans Bergmann hatte bereits zuvor an Kongressen und Workshops innovative Unterrichtskonzepte kennengelernt und an der Schule ausprobiert. Er wird eine Fortbildung in Athen besuchen und hofft dort, neuen methodischen Einblicken in naturwissenschaftlichen und technischen Unterricht und motivierte Kollegen aus dem europäischen Ausland kennen zu lernen. Weitere Projekte der beteiligten Parler-Lehrer werden sie in diesem Schuljahr nach Finnland, Lettland und Spanien bringen. Die Anregungen und Ideen sollen dann in der Schule multipliziert werden und in den Unterrichtsalltag einfließen.

Das übergeordnete Ziel für das Parler-Gymnasium ist jedoch eine Kooperation mit europäischen Partnerschulen im Bereich MINT. Freuen dürften sich dann auch alle interessierten Schülerinnen und Schüler, denn dank der großzügigen Bezuschussung der EU könnte jeder Interessierte an entstehenden Projekten teilnehmen. Bis dahin ist es jedoch noch ein gutes Stück Weg. Voraussetzung für die Bewilligung von sogenannten schulstrategischen Partnerschaften ist ein dem Projekt innewohnender und spürbarer europäischer Mehrwert. Schulleiter Thomas Eich unterstützt das Vorhaben nachdrücklich, denn für ihn ist Schule mehr als nur guter Unterricht. Eine Schule, die Türen öffnet, um Bildung auch außerhalb des Schulhauses zu ermöglichen und Raum für neue Impulse schafft, ist eine lebendige Schule. Und mit europäischen Projekten könnte auch für den aktuell eher belasteten Europa-Zusammenhalt in unserem Einflussbereich ein bescheidenes Gegengewicht geschaffen werden.

Impressionen der letzten Jahre